Der Etosha Nationalpark im Norden Namibias bietet Besuchern die Möglichkeit, Afrikas Tierwelt hautnah aus nächster Nähe zu erleben. Auch wenn die Camps für echtes Wildnis-Feeling schon fast zu komfortabel ausgestattet sind
Es ist ein ziemlich trockener Winter, als ich mich Ende August 2009 zusammen mit meiner Freundin in einem vollgepackten kleinen Toyota von Namibias Hauptstadt Windhoek aufmache, um ein paar spannende Tage im Etosha-Nationalpark zu verbringen. Das kleine Zweimannzelt hatte sich eine Woche zuvor bei einem Kurztrip zur „Spitzkoppe“ bereits bewährt. Der Wasser- und Lebensmittelvorrat war aufgefüllt, der Ersatzreifen geprüft, und auch sonst hatten wir alles dabei um mindestens eine Woche auch im absoluten Nirgendwo gut über die Runden zu kommen.
Gut vier Stunden dauert die Fahrt mit dem Auto ‚gen Norden. Zunächst auf der B1 vorbei an Okahandja, der „Fleischfabrik“ Namibias, in der auch das berühmte „Biltong“ – das gut gewürzte Trockenfleisch – produziert wird. Etwa 150 Kilometer weiter, entlang endlos abgezäunten Farmlands, kommen wir westlich des Waterberg-Massivs nach Otjiwarongo. Hier gibt es für Namibia Reisende nun die Wahl: Nach links, weiter auf der B8 Richtung angolanische Grenze nach Rundu und von dort weiter in die entlegene Region Caprivi zum Sambesi-Fluss, oder rechts, auf der kleinere, aber ebenfalls ordentlich geteerten C38, über Outjo Richtung Etosha Nationalpark.
Wachsam sollte man über die schmalere Teerstraße fahren, wachsam und vor allem nicht in der Nacht. Links und Rechts ist das Grasland in einem breiten Streifen abgemäht, um schon frühzeitig Tiere erkennen zu können, die eventuell die Straße kreuzen. In unserem Fall waren es nur unzählige Warzenschweine, die sich der Gefahr bewußt, gar nicht erst in die Nähe des Asphalts wagten.
Wer die Tierwelt in Etoshas erleben will, muss sich vorher in einem der drei großen Camps (Okaukuejo, Halali, Namutoni) des Nationalparks anmelden. Wildes campen außerhalb der umzäunten Anlagen in dem über 22.000 km² großen Gebiet (etwa halb so groß wie Niedersachsen) ist streng verboten und auch nicht unbedingt ratsam. Von Süden her erreicht man den Park über das „Anderssons Gate“, knapp 80 Kilometer nachdem man die letzte Ortschaft Outjo hinter sich gelassen hat. Nach der Registrierung und dem Bezahlen der Anmeldegebühr geht es jetzt nur noch wenige Kilometer weiter in das erste von drei Camps in Etosha: Okaukuejo, zu Kolonialzeiten einst eine deutsche Militär- und später Polizeistation.
Heute beherbergt das Okaukuejo neben der Parkverwaltung auch das Etosha Ecological Institute. Hier gibt es für jeden Geldbeutel die passende Übernachtungsmöglichkeit. Ob auf dem Campingplatz oder in kleinen Bungalows unterschiedlicher Austattungsklasse samt Restaurant und Swimmingpool. Ein Souvernirgeschäft und ein kleiner Supermarkt fehlen ebenfalls nicht. Schnell stelle ich fest, dass diese Camp schon viel zu gut ausgestattet ist, um sich überhaupt noch „Camp“ zu nennen. Zumindest für meinen Geschmack.
„Sonntagscamper“ durchfährt es mich, als ich feststelle, dass selbst die Zeltplätze mit Wasser, Strom und komfortablen sanitären Anlagen versorgt sind. Unzählige bestens ausgestattete Urlauber mit rollenden Campingküchen als Anhänger und allerlei weiterem Komfort besiedeln den Campingbereich. Aus einem Zelt vernehme ich sogar einen Staubsauger. Für einen Moment lang frage ich mich, was das noch mit wilde Natur erleben zu tun haben soll. Aber gut, ignorieren wir das.
Tagsüber ist der Campingplatz verwaist, da die meisten Touristen mit ihren Fahrzeugen auf den freigegebenen Wegen auf eigene Faust den Nationalpark erkunden. Viele künstlich angelegte Wasserstellen im Nationalpark versorgen die Tiere, halten sie gleichzeitig im Park und bieten den Touristen die beste Möglichkeit Namibias Tierwelt aus nächster Nähe zu erleben.
Aber wozu stundenlang quer durch das Gelände gurken? Ein großes Wasserloch direkt am Camp bietet ebenfalls beste Beobachtungsmöglichkeiten. Hier lässt man sich bequem auf einer der vielen Bänke entlang des erhöhten Schutzwalls nieder und wartet auf das Schauspiel, das sich vor einem bietet. Okaukuejo ist komplett umzäunt und gegen Abend werden die Tore geschlossen. Hier sollte man sich streng an die Öffnungszeiten halten. Wer jetzt noch draußen ist, riskiert nicht nur seine Gesundheit sondern auch empfindliche Strafen. Die namibischen Behörden sehen es gar nicht gerne, wenn man sich abseits der erlaubten Wege und Zeiten im Park bewegt. Auch das Verlassen des Fahrzeugs ist ohne besonderen Grund im Park nicht gestattet und hat Geldstrafen zur Folge.
Elefanten, Zebras, Antilopen, Giraffen und auch das sonst in Afrika recht selten gewordene Schwarze Nashorn zu sehen, ist bereits ohne das Camp zu verlassen mit etwas Geduld recht einfach möglich. Das örtliche Wasserloch bietet zu jeder Tag und Nachtzeit ein eindrucksvolles Schauspiel. Über Tag gehört der Platz zweifellos den Zebras oder Oryxantilopen mit ihren mächtigen spitz zulaufenden Hörnern sowie unzähligen Springböcken oder Kudus. Etwas seltener, und wenn dann nur in der Nacht, schauen vielleicht mal die Löwen vorbei. Mit einem Leoparden wird man dort eher weniger rechnen können.
Wer also auf der Suche nach Afrikas „Big Five“ ist, das sind Elefant, Schwarzes Nashorn, Büffel, Löwe und der Leopard, der braucht schon eine Portion Glück und sollte sich am frühen Morgen auf eine Safari außerhalb Okaukuejos begeben. Beim Leopard hatten wir diesmal trotz erfahrener Führung durch einen Ranger leider kein Glück.
Wenn die Dämmerung hereinbricht, dann tasten sich Meter für Meter aus dem Gebüsch auch die Giraffen heran. Auch das schnell agressiv reagierende „Schwarze Nashorn“ – vom „Weißen Nashorn“ nicht über die Farbe sondern eher noch über den kleineren Körperbau und den spitz zulaufenden Mund zu unterscheiden, wagt einen Versuch, einen Platz am Wasser zu ergattern. Vom Beobachtungsposten kann man so stundenlang dem tierischen Schauspiel folgen, „Naturdoku live“ ganz ohne Werbeunterbrechnung. Und sobald die Dunkelheit oberhand gewonnen hat und der sagenhafte Sternenhimmel zum Vorschein kommt, hört man mit etwas Glück vielleicht auch schon die Löwen brüllen…
Weitere Fotos aus Namibia 2009/2010:
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Sehr schöner Bericht und vor allem tolle Fotos! Wir werden Ende September im Etosha sein, nach einer kleinen Tour von Kapstadt aus quer durch Namibia (http://bit.ly/aKZ2d1). Die Frage für uns ist noch – wie spontan kann man im Etosha auftauchen? Von der Voranmeldung haben wir schon gehört, da wir uns aber ein wenig flexibel halten wollten, wissen wir nicht das exakte Datum, an dem wir da sein werden.
Im September beginnt der Frühling in Namibia und damit auch die „High Animal Season“. Der Park ist zu dieser Zeit sehr voll belegt, was sich auch in den höheren Preisen widerspiegelt. Wir hatten damals schon im August nur Glück, in Okaujuejo, eines der am meisten frequentierten Camps, einen Zeltplatz zu bekommen, nachdem man uns ausnahmsweise in der ersten Nacht noch auf einer freien Fläche dazwischen gequetscht hat. Daher ist von einer sponanten Anreise abzuraten und man sollte um sicher zu gehen, so früh wie möglich buchen.
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