Echo connect abgeschaltet: Danke für nichts, Amazon!

Wenn es um Bücher, Computerspiele und Filme geht bin ich oldschool. Kaufe ich etwas davon, möchte ich physische Produkte. Bücher auf Papier, Spiele und Filme auf Datenträgern. Warum? Die Antwort liegt auf der Hand: Was ich habe, habe ich. Das kann mir keiner mehr wegnehmen – anders als bei allen digitalen Produkten.

In der Vergangenheit ist es immer wieder passiert: Eine einmal gekaufte und bezahlte App wird plötzlich aus dem Shop entfernt und durch ein Abo-Modell ersetzt. Gekaufte eBooks oder Filme von Anbietern zurückgezogen und manchmal sogar von den Endgeräten der Kunden gelöscht.

Besonders ärgerlich wird es, wenn physische Produkte auf digitale Dienste angewiesen sind, also alles, was landläufig unter dem Begriff „Internet of Things“ firmiert. Wenn der Anbieter keinen Bock mehr hat, die Geräte zu unterstützen, hat man nach wenigen Jahren nur noch Elektroschrot im Haus. Jetzt trifft es den Amazon Echo connect. Der kleine Kasten, der Alexa befähigt, auf Sprachbefehl, Telefonnummern anzurufen. 

Echo connect abgeschaltet

Amazon zieht am 29. Februar 2024 den Stecker: Dann wird aus dem Echo connect Elektroschrott. Foto: Autor

Echo connect nach rund fünf Jahren abgeschaltet

Im Herbst 2018 kam der Echo connect auf den deutschen Markt. Keine sechs Jahre ist das jetzt her. Ich hatte das Gerät damals in einem kleinen Beitrag auf teltarif.de vorgestellt.

Der Echo connect wird wie ein herkömmliches Festnetztelefon an den Telefonanschluss oder an einen passenden Router, etwa die FritzBox von AVM angeschlossen. Anschließend kann man mit den Echo Lautsprechern und Alexa per Sprachbefehl Telefonnummern im Handy- oder Festnetz anrufen. Mit dem integrierten Adressbuch genügt es also, den Namen der Person zu nennen und der Anruf wird gestartet. Ohne Echo connect kann Alexa nur Gespräche zwischen Alexa-Nutzern herstellen, nicht aber über das öffentliche Telefonnetz.

Echo connect besonders für alte und behinderte Menschen nützlich

Sinnvoll war der Echo connect besonders für alte Menschen, oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Telefonanrufe per Sprachbefehl zu startet bedeutet gerade für sie eine enorme Erleichterung im Alltag. Ich persönlich habe gerne mein Schwätzchen beim Kochen in der Küche gehalten. In Verbindung mit einem Echo Lautsprecher funktioniert es als komfortable Freisprechanlage.

Der Fall Echo connect zeigt, wie abhängig wir uns längst alle von technischen Gadgets gemacht haben, die unser Leben erleichtern sollen. Abhängig im Sinne von: Wenn die Hersteller aus welchen Gründen auch immer entscheiden, den smarten Dienst abzuschalten, produzieren sie reihenweise unnötigen Elektroschrott. Die Liste an Negativbeispielen dieses „Internet of Shit“ ist bereits lang. Ob Logitech Harmony Link, Wemo-Netcam von Belkin, die ersten Hue-Bridges von Philips oder das OSRAM Lightify System: Die Halbwertszeit dieser Geräte sind bedenklich kurz.

Betroffener startet Online-Petition zum erhalt der Echo connect Funktionen

Ein User von Echo connect ruft über die Petitionsplattform Change.org Amazon nun zum Erhalt der Echo connect Funktionen auf. So schreibt Marcel A. auf der Plattform: „Ich bin querschnittsgelähmt mit einer Tetraplegie ohne Handfunktion. Mit dem Echo Connect und meiner Alexa konnte ich vom Bett aus problemlos Assistenten, Eltern und Nachbarn anrufen, wenn ich Hilfe brauchte.“

Erstes Petitionsziel sind 1000 Unterschriften, mehr als die Hälfte wurde bis zum 12. Februar bereits erreicht.

Amazon beendet Echo connect Dienst zum 29. Februar 2024

Richtig ärgerlich wird es aber, wenn Amazon die Abkündigung des Dienstes für den Echo connect nur drei Wochen im Voraus bekannt gibt. Bei den meisten Anbietern hatte man zumindest mehrere Monate Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. Demächst will die EU das „Recht auf Reparatur“ durchsetzen. Hersteller sollen es möglich machen, dass Geräte repariert werden können, statt diese immer nur kaufen zu müssen. Vielleicht sollte es auch ein „Recht auf die Cloud“ geben. Ein Recht, das Hersteller dazu verpflichtet, Cloud-Dienste für Hardwaregeräte über einen Mindestzeitraum in Betrieb zu halten oder den Kunden zumindest Lösungen anzubieten, wie sie die Dienste selbst weiter betreiben können im Falle eine Abschaltung.

Immerhin, als Entschädigung will das Unternehmen allen Käufern des knapp 40 Euro teuren Gerätes einen 10 Euro Amazon-Gutschein ausstellen. Bei mir ging die Gutschrift bereits am 10. Februar auf meinem Amazon Konto bereits ein.

Danke für nichts, Amazon!

Update: Dieser Beitrag wurde am 12. Februar um den Abschnitt der Online Petition sowie den bereits erhaltenen Eingang der Gutschrift ergänzt.

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Ein Kommentar

  1. Danke für die Erläuterungen. Ich hatte die Meldung gelesen und konnte sie nicht richtig zu ordnen. Das nervt mich auch ständig, dass uns digitale Dinge nie wirklich gehören, sondern man ja nur die Nutzungsrechte daran erworben hat …

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